- grüne Parteien
- grüne Parteien,Bezeichnung für politische Gruppen, die v. a. für eine umwelt- und darüber hinaus sozialverträgliche Wirtschaftsform eintreten; sie streben - in Verbindung mit anderen Bewegungen, v. a. der Alternativ-, Frauen- und Friedensbewegung - zugleich eine Sozialordnung an, die von Vorstellungen der Partizipation und Selbstverwirklichung des Einzelnen bestimmt ist und stehen damit insgesamt in der Tradition kultur- und zivilisationskritischen Gedanken in Europa. Oft kristallisierten sich verschiedene Strömungen, auch innerhalb der Parteien, mit zum Teil gegensätzlichen Zielstellungen heraus.Grüne Organisationen und Parteien bestehen in den pluralistisch strukturierten und parlamentarisch verfassten Industriestaaten besonders Europas; sie bildeten sich im Zuge der Auseinandersetzung um Probleme der Umweltbelastung und Umweltgefährdung, z. B. durch verkehrspolitische Großprojekte, wirtschaftlich oder militärisch genutzte Großtechnologie (v. a. Kernenergie), industrielle und landwirtschaftliche Produktionsmethoden. Die Grünen organisierten sich zunächst in Bürgerinitiativen und bildeten später für Parlamentswahlen grüne Listen, die zu Kristallisationskernen der Parteibildung wurden. 1987 fand in Stockholm ein Kongress grüner Organisationen und Parteien statt, der den Aufbau einer »Grünen Internationale« beriet.Die erste grüne Partei der Bundesrepublik Deutschland auf Bundesebene war die Grüne Aktion Zukunft (GAZ), am 13. 7. 1978 gegründet, die unter dem Vorsitz von H. Gruhl (bis 1981) den Umweltschutz in den Mittelpunkt ihres Programms stellte; sie beteiligte sich im Januar 1980 an der Gründung der Partei Die Grünen.In Bayern wurde im Oktober 1981 die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) gegründet, die sich 1982 unter Führung von H. Gruhl (bis 1989) auf Bundesebene konstituierte. Sie verbindet in ihrem Programm wertkonservatives Denken mit ökologischen Forderungen.Auch in anderen europäischen Ländern stellen seit den 80er-Jahren grüne Parteien Abgeordnete in den jeweiligen Parlamenten. In der Schweiz entstanden aus verschiedenen (1970-79 gegründeten) regionalen und kommunalen Zusammenschlüssen 1983 die Föderation der Grünparteien der Schweiz (GPS; seit 1987 als Grüne Partei der Schweiz größte Oppositionspartei; 1991: 6,1 % der Stimmen, 14 Abgeordnete; 1994: 5,0 %, 9 Abgeordnete) und die Grüne Alternative Schweiz (GAS; seit 1987/88 als Grünes Bündnis Schweiz, GBS; seit Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre auf kantonaler Ebene zumeist mit der GPS vereinigt). - In Österreich kam nach dem Scheitern getrennter Listen 1983 erstmals 1986 die Grüne Alternative (Liste)/GAL (gegründet 1986) in den österreichischen Nationalrat, als sich v. a. die Vereinigten Grünen Österreichs (VGÖ; gegründet 1982), die Alternative Liste Österreichs (ALÖ; gegründet 1983) und die Bürgerinitiative Parlament (BIP) zum politischen Bündnis zusammenschlossen (1986: 4,8 % der Stimmen, 8 Abgeordnete; 1990: 4,5 %, 8 Abgeordnete; 1994: 7,0 %, 13 Abgeordnete; 1995: 4,8 %, 9 Abgeordnete); 1994 nahm sie den Namen Die Grünen an. Von ihnen trennten sich 1992 die stärker wertkonservativen Vereinten Grünen (Österreichs)/VGÖ.
Universal-Lexikon. 2012.